Montag, 12. März 2007

Wed, 29 Nov, 13:10 - 019

Liebe Tina,

mein Zimmer ist nicht morbide, denn das Haus ist erst 8 Jahre alt.

Das Stehpult habe ich mir angeschafft, weil ich beim Lesen oder Schreiben stehen wollte. Die Idee basiert auf einem Gespräch mit einem Kollegen. Wir haben vor Jahren über den idealen Tisch gesprochen und sind dabei auf das Stehpult gekommen, wobei es sich allerdings in einem etwas herrschaftlicheren Umraum vorgestellt hat. Ich begnüge mich jedoch mit weniger als 20 qm unter einem etwas schrägen, mehr als 3 Meter hohen Plafond. (So ist der Raum überhaupt erträglich für mich!)

Schwarz und (Dunkel)grau (nur ab und zu Dunkelblau, Schwarzblau oder auch dunkles Rostrot) sind auch meine Farben. Ich interessiere mich für Mode, habe in London zum Beispiel das Geschäft von Vivienne Westwood besucht, nachdem ich ihre Biographie gelesen hatte, war aber enttäuscht über die kleine Auswahl. Ich kann mir deine Stretchhose gut vorstellen und kann verstehen, daß sie ein Lieblingsstück ist.

Daß du Steine mit dir herumträgst, finde ich exzellent. Gehst auf Steinen, trägst Steine, aus Stein bist du geworden, wirst wieder zu Stein. (Kirche!)

Vor mir – das heißt: zwischen Tastatur und Monitor - liegen auf der hellgrauen Tischfläche, die in Nabelhöhe eine Ausnehmung hat, sodaß – wenn ich mich vorbeuge – meine Ellenbogen noch auf den beiden Tischrundungen darunter aufstützen kann, vier fast schwarze Steine, ca. 3 cm groß, sehr glatt und kalt. Manchmal nehme ich einen in die Hand, um ihn aufzuwärmen. Oder ich schüttle zwei zwischen meinen gewölbten Handflächen und höre auf das unregelmäßige helle klackende Geräusch.

Natürlich ist meine Zeitgleichung amüsant, weil wahr. Du kannst alles in Zeit ausdrücken, Geld ist nur umgewandelte Lebenszeit. Nicht umsonst heißt es: Zeit sparen. Du scheinst da meist eine Künstlerin zu sein, noch dazu an mehreren Orten allgegenwärtig.

Das ist Internet ist Gott, und über diesen Gott können wir uns schön täuschen über unsere ach so ortsgebundene Körperlichkeit. Wir schlüpfen in diesen Gott, er transportiert uns irgendwohin, in „Echtzeit“, ETWAS VON UNS, wir begegnen uns über diesen Gott und in ihm. Wozu also noch Kirche und Bibel und Weihrauch und Engel und Weihachten?

Wie lautet deine Antwort?

Herzlich, GHO bis morgen!
ALEX

PS: Danke, daß du nochmals auf meinen Traum zu sprechen kamst. Als Trauminterpretation kann ich die Sehnsucht nach der Vergangenheit und die Abwehr der Zukunft annehmen. In der Realität werde ich von anderen Ideen beherrscht. Ich sehe nur die Zukunft vor mir. Die „bessere“ Zukunft ist das nächste Jahr.

PPS: Ich lese äußerst gerne, was du schreibst. Warum? Wegen deiner springenden Lebendigkeit!!
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tina und alex

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