Sonntag, 15. April 2007

Sat, 9 Dec, 8:00 - 034

Liebe Tina,

danke für deine Zeilen nach Blumau! Daß du von dort aus schreiben wolltest, ehrt mich. Ich verstehe nicht, welches Paßwort sie nicht wußten – ihr eigenes!? Die Überraschung wäre jedenfalls gelungen.

Da ich noch nie in einem Wellness-Center war: Was hast du dort alles machen können oder wollen? Und was heißt das: „Ich hänge mich ab und zu auf Leitern.“ (Klingt etwas erschreckend!)

Ich gehe zweimal die Woche ins Fitneßcenter, erst ein paar Mal. Das Studio ist nicht weit vom Arbeitsplatz entfernt und bietet nur Muskelaufbautraining, unter Kontrolle eines Orthopäden. Alles pur – keine Musik, keine Geräusche von Geräten, kein Getümmel, keine verschwitzten Gesichter, keine Muskelprotze, keine Models - irgendwelche Frauen und Männer zwischen 25 und 70, maximal 20 Personen im Raum, vier bis fünf Betreuer, drei Ärzte, täglich, auch an Sonn- und Feiertagen geöffnet. Mein Hauptmotiv: Stärkung der Rücken-, Bauch- und Oberarmmuskulatur.

Gestern war ich mehr als 8 Stunden unterwegs, und der Tag endete – gezwungenermaßen – erst heute gegen 1 Uhr. War aber nicht ganz nach meinem Geschmack.

Der Reihe nach: ich bin in den 4. Bezirk gefahren. Der ältere Sohn war nicht da, sondern noch immer in der alten Wohnung, um sie fertig auszuräumen (am Montag ist die Deadline); an seiner Stelle aber die „Schwiegermutter“ mit seiner Tochter, die dieses Mal ausnehmend gut aufgelegt war. Sie ist 1 ½ Jahre alt , und ihre ersten Wörter sind hei(ß) und Katz(e).

Nachdem der Sohn dann endlich erschienen war, wollte er zuerst zu Obi in der Triesterstraße fahren, um eine Arbeitsplatte für die Küche zu kaufen. Da sie fast 3 m lang sein mußte, war sie ziemlich unhandlich. Ich weigerte mich, sie mit ihm über die verwinkelte Stiege dieses Jugendstilhauses in den 2. Stock zu tragen.

Danach fuhren wir zu Ikea und suchten den Kasten, den er sich von mir als Geburtstagsgeschenk gewünscht hat. Heißt PAX! Da dieser teurer war als das, als ich ausgeben wollte (es naht Weihnachten), mußte er fürs erste Abstriche machen.

Dann entdeckte er noch eine Abwasch aus einem eigentümlichen Material: es ist matt und dunkelgrau, fast schwarz und soll schlag-, stich- und kratzfest sein. Vor einem Monat sollte sie ca. 300,- gekostet haben, vor einer Woche die Hälfte. Diejenige, die er in der Fundgrube fand, kostete nur 100,-. Er kaufte sie, nachdem er sich über den Grund der Verbilligung genau erkundigt hatte: ein Teil der Verpackung fehlte.

Wir hatten nun relativ viele Teile, an die zehn, davon die Hälfte länger als 2 m, zu transportieren, was bei meinem Kombi kein besonderes Problem ist.

Bald passierte etwas mir nicht Unbekanntes, bei einer leicht gedrehten Hebbewegung: ein heißer Blitz links hinten, klar, der Nervus ischiadicus! Ich knickte zusammen und nahm die Schonhaltung ein. Dann rührte ich keinen Finger mehr, sondern setzte mich ins Auto und schaltete die Sitzheizung ein, wodurch ich den Schmerz etwas mildern konnte.

Ich hätte dem Sohn noch beim Ausräumen der restlichen Möbel aus der alten Wohnung helfen sollen. Da das jetzt nicht mehr ging, rief er seinen Bruder an, der gerade in der Straßenbahn saß und etwas erstaunt war, da er ihm ja schon mehrmals angedeutet hatte, er würde ihm gern helfen, aber nicht auf Abruf bereitstehen können. Mein Vorschlag: die Teile sollten auf die Straße beim Haus abgestellt werden, ich würde den Bruder abholen und dann wieder zurückbringen, damit er an dem vorbereiteten WG-Strudelessen teilnehmen konnte.

Der war verständlicherweise etwas sauer auf seinen älteren Bruder. Ich sagte, er sollte ihm das endlich seine Meinung deutlich sagen, das tue der Liebe keinen Abbruch, ganz im Gegenteil.

Als wir ankamen, wiederholte ich genau diesen Satz und er sagte es ihm auch. Der Ältere redete ein bißchen herum, und ich sagte: ich liebe euch beide, das muß auch einmal gesagt werden. Normalerweise erkläre ich ihnen meine Liebe nur brieflich, jedem getrennt. Sie waren daher ein bißchen überrascht. Es war aber doch eine gute Situation, weil der Ältere gewungen war zuzugeben, daß er der Meinung ist, die anderen müßten spontan nach seiner Pfeife tanzen. Der Bruder ist auf keinen Fall nur der Möbelträger, und der Vater schon gar nicht. Beide wollen Revanche, also kleine Aufmerksamkeiten, ganz unmaterielle Dinge. Ich glaube, er hat uns verstanden.

Als die Teile dann oben waren, erklärte sich Jüngere – angesichts meiner schmerzverzerrt-gebeugten Erscheinung - sogar bereit, beim endgültigen Ausräumen des früheren Wohnung zu helfen. Das war ein kleines Sittenbild der Jungs!

Wie hättest du in einer solchen Situation reagiert?

Zu Hause versah ich mich gleich mit einer Wärmeflasche am Rücken und setzte mich an den Computer, um mich vom Schmerz abzulenken.

Schließlich schaltete ich meine Nachbarin ein, sie hatte noch Licht, aber keine Voltarenspritze zu Hause, und Voltaren in Tablettenform wollte ich nicht nehmen. Sie legte mir die Hand auf, was jedoch nur ein bißchen half.

Also rief ich gegen 21.30 Uhr den Ärztenotdienst an und bekam die Auskunft, es könnte bis zu zwei Stunden dauern. Es dauerte bis 0.30 Uhr, bis eine Notärztin erschien und mir eine Spritze gab. Das tat im Moment sehr weh, warum, weiß ich nicht. Bald lag ich im Bett, mit Hennetmair (Bernhard-Tagebuch) und einem Viertel Halcion, weil ich nach Mitternacht schon wieder in einer Wachphase bin, noch dazu bei Schmerzen.

Wie geht’s dir mit Schmerzen? Ich habe bisher eher Frauen erlebt, die sich bei den geringsten Kopfschmerzen gleich ein Pulver einwerfen. Allerdings würde ich mich – bei wiederkehrenden Regelschmerzen zum Beispiel – auch so verhalten. Trotzdem glaube ich, daß mit mentalem Widerstand bei bestimmten Schmerzen eine Distanzierung zu erreichen ist. Zum Beispiel hat jetzt – 8.45 Uhr - die Wirkung der Spritze nachgelassen, aber ich sitze – hinten gewärmt und bewußt aufrecht – auf meinem Superstuhl (gibt in alle Richtungen nach und unterstützt zugleich) und entferne mich für eine Weile recht erfolgreich aus dem schmerzbereiten Teil meines Nervengeflechts, indem ich an dich denke!! Gute Methode, nicht?

Ich bin gespannt, wie schnell deine EDV-B. reagieren wird. Oder sollte sowieso wieder eine gemeinsame Punsch-Amaretto-Abendaktion bevorstehen?

Alles Liebe!
ALEX

PS: Was bedeutet: „Stehe nächsten Samstag vor einer äußerst unangenehmen Sache“?
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