Mon, 25 Dec, 17:18 – 056
Liebe Tina,
„Rauhreif mit toter Sonne“ gefällt mir sehr. Ich bin vielleicht jetzt in einer etwas sentimentalen Stimmung, mit verschiedensten Gefühls- und Gedankenverbindungen. Vielleicht auch, weil ich dir so lang (so kurz!) treu bin: und du mir auch, auf diese intensive Weise! Für mich ist so etwas neu: ein emotionales Verhältnis mit einer Frau, die ich noch nie gesehen hab, aufgrund einer täglichen Korrespondenz. (Was früher auf diesem Gebiet passieren konnte, wirkt dagegen etwas lächerlich: alle 8 bis 14 Tage ein Brief!) Mir gefällt diese ungewöhnliche Gedanken-, Erinnerungs- und Gefühlsverzahnung, zugleich real (Schrift) und phantastisch (Bilder, Projektionen, Erinnerungsmischungen). Ich bewundere deine Ausdauer und Intensität!
Manchmal bekomme ich auch etwas zu Versinnlichung geliefert, zum Beispiel deine Anmerkungen zur Kleidung. Je genauer du etwas beschreibst, desto genauer können meine Vorstellungen sein. „Wochenendmäßig abgenudelt“ allein wäre zum Beispiel zu wenig. Was dann folgt, „erleuchtet“ mich (beleuchtet dich).
Deine T. scheint – kleidungsmäßig – ganz auf deiner Linie zu sein. Oder: wer inspiriert wen? Wie ihr überhaupt ein ungewöhnliches Mutter-Tochter-Paar zu bilden scheint. Sagen wir so: gegenseitig symbiotisch. Manchmal erscheints mir auch so, als würde sie dir Unterschlupf bieten bzw. eine „Mitverschwörerin“ darstellen. Dagegen halte ich jedoch, daß du oft von einem „Spiel“ redest. Ohne Augenschein ist dieses nicht so einfach von „Realität“ zu entscheiden, noch dazu, wo doch alle Informationen nur durch einen einzigen Filter – dem deinen – zu mir kommen.
Deine Mutter ist eine kräftige Person, wenn sie dir und der T. ihren Willen aufzwingen kann. Ein bißchen erinnert sie mich an meine Großmutter, die von ihrem Zimmer aus die ganze Familie, 9 Personen, beherrscht und ein relativ hohes Alter, an die 80 Jahre, erreicht hat. (Positiv: sie hatte immer den Überblick über die Finanzen und die Arbeitsabfolge und –verteilung.)
Daß ihr beide Naschkatzen seid, habe ich schon mitgekriegt. Wie geht das aber mit der Linie zusammen? Oder ist das nur anfallweise bzw. seid ihr Schnellstverbrenner? (Und: wo ist das Vergnügen beim Futtern mit Lachs „bis uns schlecht wird“?)
Dein Brief endet recht dramatisch: „schwarzer Freitag“, „lautlose Hilfeschreie“, „keine Medikamente“, „kein Seelenbad“.... Willst du mir dazu nicht ein bißchen mehr erzählen?
Mit einer herzlichen Weihnachtsumarmung
ALEX
„Rauhreif mit toter Sonne“ gefällt mir sehr. Ich bin vielleicht jetzt in einer etwas sentimentalen Stimmung, mit verschiedensten Gefühls- und Gedankenverbindungen. Vielleicht auch, weil ich dir so lang (so kurz!) treu bin: und du mir auch, auf diese intensive Weise! Für mich ist so etwas neu: ein emotionales Verhältnis mit einer Frau, die ich noch nie gesehen hab, aufgrund einer täglichen Korrespondenz. (Was früher auf diesem Gebiet passieren konnte, wirkt dagegen etwas lächerlich: alle 8 bis 14 Tage ein Brief!) Mir gefällt diese ungewöhnliche Gedanken-, Erinnerungs- und Gefühlsverzahnung, zugleich real (Schrift) und phantastisch (Bilder, Projektionen, Erinnerungsmischungen). Ich bewundere deine Ausdauer und Intensität!
Manchmal bekomme ich auch etwas zu Versinnlichung geliefert, zum Beispiel deine Anmerkungen zur Kleidung. Je genauer du etwas beschreibst, desto genauer können meine Vorstellungen sein. „Wochenendmäßig abgenudelt“ allein wäre zum Beispiel zu wenig. Was dann folgt, „erleuchtet“ mich (beleuchtet dich).
Deine T. scheint – kleidungsmäßig – ganz auf deiner Linie zu sein. Oder: wer inspiriert wen? Wie ihr überhaupt ein ungewöhnliches Mutter-Tochter-Paar zu bilden scheint. Sagen wir so: gegenseitig symbiotisch. Manchmal erscheints mir auch so, als würde sie dir Unterschlupf bieten bzw. eine „Mitverschwörerin“ darstellen. Dagegen halte ich jedoch, daß du oft von einem „Spiel“ redest. Ohne Augenschein ist dieses nicht so einfach von „Realität“ zu entscheiden, noch dazu, wo doch alle Informationen nur durch einen einzigen Filter – dem deinen – zu mir kommen.
Deine Mutter ist eine kräftige Person, wenn sie dir und der T. ihren Willen aufzwingen kann. Ein bißchen erinnert sie mich an meine Großmutter, die von ihrem Zimmer aus die ganze Familie, 9 Personen, beherrscht und ein relativ hohes Alter, an die 80 Jahre, erreicht hat. (Positiv: sie hatte immer den Überblick über die Finanzen und die Arbeitsabfolge und –verteilung.)
Daß ihr beide Naschkatzen seid, habe ich schon mitgekriegt. Wie geht das aber mit der Linie zusammen? Oder ist das nur anfallweise bzw. seid ihr Schnellstverbrenner? (Und: wo ist das Vergnügen beim Futtern mit Lachs „bis uns schlecht wird“?)
Dein Brief endet recht dramatisch: „schwarzer Freitag“, „lautlose Hilfeschreie“, „keine Medikamente“, „kein Seelenbad“.... Willst du mir dazu nicht ein bißchen mehr erzählen?
Mit einer herzlichen Weihnachtsumarmung
ALEX
michaela1 - 20. Oktober, 19:25