Sun, 17 Dec, 19:27 - 044

Liebe Tina,

jedes Ding hat nicht nur zwei, sondern mehrere Seiten. Genauso wie der „Roman“, das heißt: diejenigen, die darin vorkommen! Auch der „ich“, der ich bin oder sein sollte oder könnte, exekutiert ja nicht nur EINE Rolle, sondern mehrere, die sich zwischendurch ja auch schön – oder verwirrend - vermischen können! Natürlich war (und bin) ich AUCH der „der treibende Teil“, aber nur dann, wenn klar war (oder ist), daß ich mich nicht lächerlich mache. Würdest du dich mit einem 25 oder auch nur 20 Jahre Jüngeren „grenzenlos“ einlassen?

Und die im „Roman“ ein wenig angedeuteten Verhältnisse - also diejenigen, die fallweise mit der Arbeit zusammenhängen - sind ja nur ein Teil meiner Beziehungen. Das Fremde befremdet, zeigt sich zugleich aber auch verheißungsvoll. Kennst du das denn nicht?

„Roman“ gestattet, etwas anzusprechen, was ich sonst vielleicht nicht ansprechen würde. Deshalb antworte ich jetzt auf „Kurzzeitloverinnen“: es trifft sicherlich nicht den Kern der Sache. Denn ich gerate „absichtslos“ in solche Verhältnisse. Ich gehe ja nicht hin und sage mir: Ich will mich verlieben. Ein Blick, ein Lächeln, ein verstohlene Handbewegung, ein Wort mehr, ein Zögern... Wie ich auch „absichtslos“ in unser Brief-Verhältnis hineingeraten bin und es „pflege“: aufmerksam, schrittchenweise, aber doch auf eine gewisse Weise auch heftig. Du und ich definieren, was das jetzt gerade ist: durch Aussprechen, Umschreiben, Verschweigen, kleine Rätselaufgaben.

Was mich betrifft: kein „grenzenloses Vertrauen und (M)ich-Fallenlassen“-Wollen! Wirklich nicht! Genauso wie ich mich beim Schlafen nicht wirklich fallen lassen will (in keiner Öffentlichkeit, wo mich jemand beobachten könnte usw.), will ich auch in Beziehungen die Grenzen respektiert wissen, was zugleich bedeutet, daß ich weder meine Grenzen noch die der anderen als endgültig betrachte. Es geht mir immer um eine Gemeinschaft, diesen Prozeß des Aufbaus einer Schutzhütte, am besten durch Worte, die nach außen hin abschotten. Sehr gern habe ich daher Situationen, auch in einem Café oder in einer anderen Öffentlichkeit, wo plötzlich Nähe entsteht, die alles andere vergessen läßt. Es zählt nur diese Stunde, dieses leichthin geschenkte Glück, das die Hoffnung aufrecht erhält gegen die Mühen des Alltags!

Mir ist – bei der Raterei - etwas Komisches passiert: ich habe den Schmerlingplatz beharrlich wieder besseres Wissen mit dem Deutschmeisterplatz verwechselt: irgendein Wunschdenken – vielleicht weil ich ja früher so oft im 9. war. Kommst du direkt aus der Neustiftgasse oder von daneben?

Zum Thema „Muttertag“ kannst du auch gleich lachen: ich hab „Muttertag“ und „entführen“(„nach dem Muttertag werde ich entführt“) sozusagen in einem Zug gelesen, weshalb das Bild entstanden, DU wärst die Mutter, die geehrt wird, und zwar von deinem Mädchen und danach von wem auch immer „entführt“. Ohne es zu wollen, bin ich jetzt zu einem ganz anderen Mutter-Bild gekommen.

(Wäre ich dein Therapeut, würde ich dir diese schnelle Themen-Fluchten keineswegs durchgehen lassen!! Obwohl ich der nicht bin, BELASTEST du mich NICHT!)

Ich hoffe, du hattest keinen „schwarzen Samstag“!! Ich wünsche dir jedenfalls OHG, intensivst!

Herzlich ALEX

PS: Das CP-Buch werde ich dir morgen, also am Montag, um die Mittagszeit im besagten Café hinterlegen können! Was liest du derzeit?
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