Tue, 19 Dec, 10:30 - 045

Lieber Alex!

Danke, danke für Dein Buch!!! Ja, hat alles funktioniert. Ich habe einem Kellner vom verrauchten Rathaus gesagt, daß ein Buch für mich da ist, worauf er gefragt hat, unter welchem Namen? Hab ich ihm geantwortet: ich kenne den Herrn nicht, und er kennt mich nicht, aber ein Buch ist da. Daraufhin hat er eine Lade geöffnet und TINA TEMPO leuchtet mir orange entgegen. Sorgfältig verpackt, aber der Schutzumschlag ist ein bißchen zerknittert. Ich werde auf das Buch jedenfalls sehr achten. Vielleicht schaffe ich es dieses Wochenende. Dazwischen muß ich noch hundert andere Dinge erledigen, die mich leider vom Lesen abhalten werden.

Ich war am Samstag bei Gunkl, und vor der Vorstellung haben mein Mädchen und ich noch ausgiebigst im Kulissen-Beisl gespeist. Gunkl war übrigens auch dort, und wir haben uns satt, zufrieden und müde in den Kampf um Sitze ins Geschehen gestürzt. Leider sehr verraucht, sodaß wir unsere zwei Sessel beim Notausgang plaziert haben, von wo wir vor Vorstellungsbeginn gleich weggestampert wurden. So sind wir im letzten Winkel direkt vor der Bühne gesessen und hätten Gunkl, wenn er noch einen Schritt weiter nach vorne gekommen wäre, perfekt gesehen.

Zu Beginn konnten wir ihm noch halbwegs folgen bei seinen Mathematik-Ausführungen, vereinzelte Lacher hat er auch geerntet. Bald darauf ist es mühsam geworden. Thema Schiff (?) habe ich leider verschlafen (meine Augen sind von ganz allein zugefallen, ehrlich), und auch meiner T. ist der Kopf schwer geworden. Wir waren aber nicht die Einzigen!

Das Thema Wach-Traum-Zustand hat uns dann wieder aus der angenehmen Agonie geschreckt und, wenn auch im anderen Sinn, zum Lachen gereizt. Unser Kichern und Lachen hat sich ebenfalls positiv auf die Umgebung ausgewirkt, sodaß wieder etwas Schwung in die Unterhaltung (Monolog) geflossen ist. Meine T. konnte dann nicht mehr weiterschlafen, weil ihr der Sessel zu hart war.

Gunkls Tonfall und sein Reden sind immer verworrener geworden, weshalb wir nur unter äußerster Konzentration einen aufmerksamen Eindruck erwecken konnten. Ein bißchen irritiert, glaube ich, war er schon. Wir haben uns hinterher gefragt, ob er es vielleicht einmal geschafft hat, den ganzen Saal einzuschläfern. Leider sind uns auf diese Art einige seiner Bonmots entgangen.

Ein paar Leute haben unter erheblichem Kraftaufwand den Schlafzustand unterbrochen und den Saal schon während der Vorstellung verlassen. Wir haben es erst in der Pause geschafft und sind sehr fröhlich, weil er grade das richtige Thema Wach-Schlaf-Zustand angesprochen hatte, und wir ja die Wirkung am eigenen Leib erfahren konnten, lachend Richtung Bett nach Hause geflüchtet. Unsere Karten, die wir weiterschenken wollten, indem wir sie Passanten auf der Straße anboten, mußten wir in Ermangelung von Interesse, verfallen lassen.

Während der Fahrt nach Hause hat es uns vor Lachen nur so geschüttelt, sodaß man Gunkl als überaus positives Erlebnis abhaken kann. Schade nur, daß wir so natürlich nie erfahren werden, was er noch geboten hat. Der erste Teil war einfach zu anstrengend. Mich hätten mehr Alltagssituationen interessiert. Ein wenig aus seinem Leben. Aber diese Mathematische-Schiffs-Universums-Philosophie war nur schlaffördernd, und meine T. hat sich überlegt, ein Video von ihm zu kaufen, um ihre fallweisen Einschlafschwierigkeiten zu überwinden.

Heute bin ich leider abgesackt und freue mich auf ein Brieflein von Dir.

HWG für Dich!
Bis später
Tina

PS: Ob ich mich mit einem wesentlich jüngeren Partner einlassen würde, weiß ich nicht. Du hast es dann doppelt so schwer: erstens, das Dir entgegengebrachte Vertrauen nicht zu mißbrauchen (keine Seele zu stehlen, würde ich sagen); und zweitens, Dich auf eine Enttäuschung gefaßt zu machen, wenn Deine Verehrte doch irgendwann einen gleichaltrigen Partner findet. Daß Du da Schranken aufbaust, ist verständlich. Aber kannst Du dann so eine Beziehung für Dich befriedigend gestalten? Ohne daß ein bitterer Beigeschmack bleibt?

Kurzzeitloverinnen war übrigens nicht abwertend gemeint. Es schien mir passend. Sie kommen, geben Dir etwas, hinterlassen mehr oder weniger kleine Wunden und verschwinden wieder. Zum Hingehen und Verlieben Bereitschaft dazu muß schon da sein, da gebe ich Dir nicht ganz recht. Wenn Du sinnlich und erotisch bist bzw. sensibel auf diese Strömungen reagierst, kannst du schon einiges dazu beitragen. Ein zarter kleiner Flirt ist sehr rasch etwas mehr. Und schon bist Du dort, wo Du nicht sein willst. Aber gerade das macht es ja aus, das Leben.
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