Sonntag, 25. November 2007

Thu, 29 Dec, 14:55 - 062

Lieber Alex!

Muß mir die Zeit wieder abknappsen, kann aber nicht widerstehen, Dir auf Dein Brieflein zu antworten.

Das Gebäude, in dem ich arbeite, hat (glaube ich) 4 Stockwerke, ich bin im zweiten.

Meine Wohnung befindet sich nicht in der Sechshauserstraße, sondern in einem Haus in der Herklotzgasse. Sie ist ca. 55 m² groß. Ich stehe vor dem Haus, in dem ich wohne, gehe eine Treppe hinauf und öffne eine große Glastüre, betrete einen 08/15-Aufzug (meistens, nur runter laufe ich) und steige im zweiten Stock aus, gehe bis ans Ende des Ganges, auf dem sich sechs Wohnungen (alles Kleinstwohnungen, meine ist eine der größten) befinden und schließe die letzte Türe auf.

Links von meiner Eingangstüre gehört in Ermangelung eines richtigen Kellers ein kleines Abstellkammerl (ca. 3 m²) dazu. Zuerst fällt mein Blick ins Badezimmer, denn ich lasse alle Türen meiner Wohnung offen stehen. Einziger Luxus darin sind zwei breite kleinere Fenster.

Das Vorzimmer ist relativ groß und gleich rechts von der Türe befindet sich ein Wandschrank; dient als Garderobe, Putzmittel-, Schuh-, Krimskramssachen-Beherberger und reicht bis zur Decke.

Danach gehts weiter, auf der linken Seite, also neben dem Badezimmer ein WC, dann eine kleine süße Kochnische. Rechts neben dem Wandschrank nach kurzem Schwenk eine begehbare bis oben hin angeräumte Garderobe.

Dann betrete ich schon den Wohn-Schlafbereich, an den noch ein Kabinett (das frühere Kinderzimmer) grenzt, in dem sich nur ein schmales Bett befindet, eine Schreibtischplatte (für den PC) und ein Riesenheizkörper. Das Interessante an diesem Raum sind die Fenster: inklusive Glastüre wird er von 3 großen und einem kleinen umrahmt.

Vor dem Wohnzimmer ist ein riesiger Blumentrog, in dem nichts außer Robustes wächst, weil ich im zweiten Stock zu wenig Licht wegen des Hinterhauses habe. Daher habe ich eine Kastanie gepflanzt, die ca. 1,5 m hoch ist, noch nie geblüht hat, aber Sichtschutz und "Grünes" darstellt. Ansonsten im Blumentrog ein paar verhungerte Grünhölzchen, die mehr oder minder schlecht dahinvegetieren und ein Wasserbaum, ebenfalls hoch und dekorativ, allerdings Kategorie Unkraut. Eine Ansammlung von zusammengetragenen Steinen kugelt im Trog herum. Früher habe ich Rosen gepflanzt, aber dadurch auch Läuse und Ameisen ernährt. Daher die Rosen gekillt und somit ungezieferfrei. Regenwürmer setze ich in meinem Blumentrog aus, denn sie sind zwar meine Freunde und haben ein besseres Schicksal verdient. Ich hoffe immer noch, daß sie meinen Pflanzen helfen können. In der Wohnung selbst gibt es keine Pflanzen oder Blumen. Es geht alles ein, weil ich ständig für einen Durchzug sorge und trockene Heizungsluft sowieso keine Pflanze aushält.

Die Einrichtung im Wohn-Schlafzimmer: rechts ein kleiner Eßtisch (Originalmöblierung, denn diese Wohneinheiten wurden alle möbliert weitergegeben) mit vier unbequemen Holzklappsesseln. Das Bild einer fetten schwarzen Katze dient als Warnung davor, zuviel zu essen.

Auf der rechten Wandseite neben dem Eßtisch ein neueres Regal für Bücher und Krimskrams, ein herrlicher Lehnsessel dazu und ein Glastischchen.

Vor der Schlaf-Sitzgarnitur noch ein Kästchen mit Geschirr, zwei Videorecordern und einem häßlichen kleinen Fernseher obenauf. Zum Fernsehen ist es ziemlich unbequem bei mir, weil man nicht auf der Garnitur sitzen kann und zusehen, sondern sich einen Fauteuil bzw. einen Holzklappsessel heranziehen muß. Einer hat immer das Nachsehen.

Gelbliche Strukturtapete, gelbgrauer Kunststoffbodenbelag, orangegelbe Türen, grauer Veloursteppich (hellgrau, man sieht jedes Schmutzteilchen). Grau/gelb: eine gute Farbkombination.

Die Küche hat nur einen winzigen zwei-Platten-E-Herd, keinen Geschirrspüler (Platzmangel), keine Mikrowelle (detto), einige weiße Kästchen, aber ein unnützes Bord, auf dem Sentimentales herumsteht.

Ich wohne gerne da, weil ich mitten in der Stadt bin und überall oft zu Fuß hinkomme. Viele Jahre waren wir zu dritt, momentan zu zweit. Es ist schön, soviel Nähe zu spüren und nicht die oder den anderen "suchen" zu müssen. Genau genug?

Noch zum Thema Land: ich habe Feldarbeiten geliebt und es immer sehr genossen, wenn ich bei meiner Tante (der Schwester meiner Mutter) war und mithelfen durfte. Ich kenne all diese Situationen sehr sehr gut. Die Grannen, die die Beine zerkratzt haben, der herrliche Staub beim Strohschupfen, etc. Am schönsten war es für mich, hinten auf dem Traktoranhänger zwischen den Erdäpfelsäcken zu sitzen und mitzufahren. Oder bei meinem Onkel vorne auf den Traktorkotflügeln (noch keine Sitze), wo man sich am Fahrersessel anhalten mußte. Heuernte, einfach himmlisch. Heiß, hungrig, durstig, Rückenschmerzen und dann das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Die köstliche lang ersehnte Jause: dick geschnittenes hartes Brot, fettiger Speck, Wasser oder, wenn's hoch hergekommen ist, verdünnte Säfte. Kindheit!

Jetzt habe ich mich schreibmäßig ausgetobt und Dich damit ein bißchen unterhalten.

Gehen wir einen kleinen Schritt weiter? Zaghaft? Das Wenn-Spiel: wie Du mir, so ich Dir. Wenn Du mich etwas Erotisches von Dir lesen läßt, schicke ich Dir auch so ein Erlebnis von mir, zum Neuen Jahr. Neugierig?

Mit vielen Unterbrechungen, aber doch das meiste, das ich ausdrücken wollte, untergebracht.
Bussis
Tina

PS1: St.Marxer-Friedhof: Als Kind habe ich es geliebt, auf Friedhöfen zu sein.
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