Sonntag, 3. Mai 2009

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin mit der "Bereitstellung" meines Briefwechsels - sehr im Rückstand, ich weiß. Aber einmal muß auch Sommer sein und damit Pause. Es wäre lieb, wenn Sie ab ca. 10. Dezember mein Weblog und damit mich wieder besuchen würden.

Ich wünsche Ihnen HWG
(siehe: Wed, 6 Dec, 10:50 - 029)
und grüße Sie herzlich

Tina


tina.tempo (AT) gmx.at

PS: Sie können mir natürlich auch per Mail - oder Kommentarfunktion - Ihre Meinung zu den inzwischen veröffentlichten Briefen mitteilen, auch Fragen zu Themen und Angaben stellen. Ebenso können Sie mir schreiben, was Sie sich von mir und Alex in Zukunft erwarten und damit das Weitere vielleicht beeinflussen, zum Beispiel Lektüre und Parallelbekanntschaften, sogenannte Beziehungen.

Sonntag, 10. Februar 2008

Thu, 6 Jan, 11:55 - 068

Mein lieber Alex!

Du hast mir wieder ein Lächeln entlockt.

Verallgemeinere nicht mein bisher einziges Treffen mit einem Internet-Mann! Dieser I-M konnte mir nicht gefährlich werden, könnte ein guter Freund sein, was er anscheinend nicht will, hat bei weitem nicht Dein Niveau, kann aber sehr gut zuhören, wirkt dabei allerdings ein bißchen aufdringlich. Bietet materiell recht viel, erwartet aber Gegenleistung und rückt zu schnell nahe, drängt sich in meinen Intimkreis ohne zu spüren, daß er aufdringlich wirkt.

Die Situation: Wir sitzen im Kaffeehaus auf der selben Bank, viele Leute rund um uns, sodaß wir aus dieser Situation heraus enger als angenehm beisammen sitzen müssen. Ich habe ihm allerdings den Platz an meiner rechten Seite angeboten, auch aus dem Grund, weil ich Linkshänderin bin und wir uns in der Handhabung mit Gläsern, Besteck, etc. nicht in die Quere kommen würden. Er hat diese Situation sofort für sich entschieden und ein Bein untergeschlagen, sodaß sein Knie meinem Schenkel bedenklich nahe kam und ich weiter bis ans Ende der Bank rutschen mußte, was auch wiederum nicht das Wahre war. Das ist bei einer Unterhaltung ein bißchen irritierend, seinen Gesprächspartner mit Worten und gleichzeitig mit Aufpassen in Schach zu halten. Dann noch Dackelblick. Es war einfach zuviel!

In meinem Innersten bin ich scheu, im Sinne von zu nahe treten. Du kannst mich bezaubern, ich gebe Dir ein Bussi auf die Wange, halte Dich aber mit einer unsichtbaren Schranke vor meiner Seele fern. Erst wenn von Dir ein Echo kommt, oder ein Öffnen Deiner Seele, schließt Du meine auf.

Apropos sexual feelings ist natürlich wunderschön mit dem Mann, der Funken sprüht. Er war's nicht und dann fängt es an, anstatt eine Freundschaft ohne erotische Komponente, peinlich zu werden. Vielleicht hat er's gespürt und überlegt sich's.

Fühl Dich in meinen Armen geborgen.

Deiner Wort-Erklärung stimme ich zu und sehe es nicht anders. Es stimmt mich ein bißchen nachdenklich, wenn wir aneinander vorbei schreiben würden. Das hat sicher mit der unbewußten oder bewußt gemachten Sehnsucht nach "Gleichklang" zu tun. Vereinfacht ich sage "ja" und Du weißt, daß ich "ja" meine und interpretierst nichts anderes hinein. Sie sagt zwar "ja", meint aber "nein" oder "vielleicht", oder ganz was anderes, handelt nicht im Sinne von ihrem "ja", etc. Das wollte ich vermeiden. Ich interpretiere (leider) so und hoffe deshalb, daß Dein Text von mir richtig verstanden (ohne Interpretation, oder Wunschdenken) wird und daraus unsere Vertrautheit entstanden ist.

Zur Nervosität: Ist nicht nur Dir so gegangen, konnte auch nicht gleich einschlafen (an Dich gedacht in fremdem, dh vertrautfremden) Bett, trotz Übermüdung oder gerade deshalb.

7 h Früh: Transparent-weißer Nebel hüllte heute leider die vereisten Straßen und Plätze ein. Um 5 h früh schon auf: ein milder Halbmond mit Sternenhimmel.

Herzlichst

Tina

Mittwoch, 30. Januar 2008

Wed, 5 Jan, 18:59 - 067

Liebe Tina,

IMMER heißt natürlich nicht immer, sondern - richtig - immer öfter, das heißt: in einem Rhythmus, der sich von selbst ergibt, aufgrund der äußeren Möglichkeiten; hängt aber nicht vom Ort und der Gesellschaft ab (wie ich dir unlängst angedeutet habe).

Wie geht's dir denn mit dem Gedanken, daß ich nur ein Projektionsbild vor mir hab? Du hast mir schon viele Details zu dir geliefert. Doch soll das genug sein? Ists für dich ok, daß ich täglich nur eine sozusagen synthetische Tina vor mich auf den Bildschirm projiziere?

Du hast mir jetzt gezeigt, wies für dich ausschaut, wenn du dich mit einem Internet-Mann triffst! Aus der "Flachserei ergab" sich das Treffen. Gut, doch nicht von selbst! Du mußtest ihn doch eingeladen haben. Und warum sollten denn "sexual Feelings" so etwas Schlechtes sein? Ich glaub dir das nicht ganz, weil du ja auch eine Lockende bist! Warum darf der Typ sich nicht in dich verlieben? Ich kenne keine Freundschaft ohne eine zumindest EROTISCHE Komponente. Warum willst du die verleugnen? Und: Warum setzt du so eine Trennlinie zwischen Gefühls- und Gedankenwelt? Ich sehe das sehr verwoben. Auch wenn ich mich analytisch verhalte, geschieht das auf dem Hintergrund meiner Gefühlslage, meiner Stimmung, meiner Hoffnungen und Projektionen!

Also warum willst du einem Mann unbedingt BEWEISEN, daß er falsch liegt? (Falsch ist die Ratio; und falsch sind die Gefühle. Was bleibt noch?)

Ich habe nichts gegen widersprüchliche Gefühle und gemischte Charaktere, so ist die Realität. (Ich kann mir natürlich fallweise eine REINE Welt wünschen; und du darfst das auch.)

Tina, ich habe dich bis jetzt als äußerst liebenswürdig und vielfältig empfunden! (Das ist sicher keine Projektion, mir hilft (fallweise) die Analyse!) Deshalb erwarte ich mit Freude deine Briefchen! Und deshalb fühle ich mich vertraut - sozusagen in deinem Armen, wenn du das nicht als Anbiederei auffaßt! - und von vielen Details "angesprochen" bzw. berührt.

Ich bewerte das nicht so manichäisch in Licht und Schatten, wie du angenommen hast. Das war nur ein Hinweis darauf, daß in jedem Ding eben die Kehrseite und auch die Zwischenfarben oder -töne! stecken. Ich will eine differenzierte und keine eintönige Welt. Auch wenn ich mich im Schatten aufhalte (weiterhin bildhaft gesprochen), möchte ich Differenzen erkennen können.

Ich war einmal bei einer Blinden-Ausstellung im Messepalast (ich glaub: 1995; sie hieß anders), und da mußte ich mich durch völlige Finsternis bewegen. Anfangs erschreckend. Mit der Zeit gewöhnte ich mich an die Finsternis und nahm trotzdem Differenzen wahr: nicht über die Augen, sondern die Ohren. Ich denke, ich bin lernfähig und nehme das auch von jedem anderen Menschen an (außer er oder sie beweist mir das Gegenteil).

Was mich an dir anzieht, ist, daß du (vielleicht nicht immer direkt) Lust ausdrückst. Ich denke, du könntest mir zustimmen. Du hast ein feines Gespür dafür und eben auch diese Sehnsucht nach dem Anderen; und vielleicht ( andererseits) auch einen Trieb, den du beherrschen willst, der aber auch dich beherrscht. Oder besser: ein Begehren oder Verlangen nach Lust, nicht nur im engeren, sondern im weiteren Sinn.

Ich möchte niemanden die Illusionen STEHLEN, auch nicht nehmen, dir schon gar nicht. Ich bin natürlich ein Realist, weil ich die Realien in der Realität sehe, auch die gesellschaftlichen Verhältnisse. Ich liebe aber die Wörter und die Sprache (du nicht?), und deshalb bin ich wieder gar kein solcher Realist, sondern verlasse mich auch auf die Repräsentationen der Welt in der Sprache, im Sprechen und Schreiben.

Jedes Wort ist belastet, weil es eine mehr oder minder lange Geschichte hat und aus ihm viele Menschen sprechen. Zugleich ist es eine Hoffnung, weil wir es mit unserem individuellem Atem erfüllen und ihm ein wenig neuen Sinn, den unsrigen, geben können. Siehst du das anders?

Übrigens finde ich es schön, daß du mit den Wörtern spontaner umgehst als ich! Naturgemäß sehen wir verschiedene Dinge verschieden, weniger oder mehr, und andere wieder nicht. Ich kann, wenn ich aufmerksam bin, von dir etwas lernen!

Jetzt ist es 18.54 Uhr, draußen stockdunkel. Ich bin ein wenig nervös, weiß aber nicht warum. Das neue Gehäuse des Computer sirrt in regelmäßigen Abständen, ich habe schon die zwei Boxen draufgestellt, was aber nichts ändert.

Ich mag Dich sehr, auch wenn du mir keine KK geschickt hast!

Herzlich

Alex

Mittwoch, 23. Januar 2008

Wed, 5 Jan, 08:34 - 066

Servus Alex!

Gleich in der Früh von Dir ein ausführliches Schreiben vorzufinden, hat mich sehr gefreut. Punkt für Punkt:

Sicherungskopie immer erstellen habe ich dann auch gefunden, leider zu spät. In Word schreibe ich nicht, sondern ich habe sofort auf "Antworten" geschrieben und da wäre es notwendig gewesen, selbst wenn Du nur für einen kurzen Augenblick das aktuelle Fenster verläßt, obige Einstellung vorzunehmen. Beim zweiten Versuch war's ein Versehen, daß ich aus dem Fenster gerutscht bin. Dann hab ich's aufgegeben. Im großen und ganzen kennst Du den Inhalt schon.

Mit dem Vertrauen ist das so eine Sache und mit dem Interpretieren von Dingen ebenso. Ich sehe alles vielleicht ganz anders als Du und es wäre doch schade, wenn wir aneinander vorbeireden (schreiben). Es ist mir schon aufgefallen, daß ich einiges von Dir anders auffasse, als Du es gemeint hast. Das mit dem "Wehtun" z.B. habe ich persönlicher ausdrücken wollen. Du siehst immer "hinter" die Wörter und zerlegst sie sinngemäß, formst sie um und läßt ein Grundgerüst übrig. So gehen wir möglicherweise aneinander vorbei. Nichtsdestotrotz hast Du von einer intensiven Vertrautheit gesprochen, die mir gefällt und die ich auch empfunden habe.

Warum siehst Du bei Licht immer auch den Schatten! Das ist sooo unfair (aber leider nur zu wahr). Realist! Illusionen-Stehler. Indirekt wollte ich Dich nicht mit Schwärze zudecken, deshalb keine Details.

Es ging um die Frage eines Internet-Anschlusses. Ob es sinnvoll für mich wäre. Und weil ich eine zeitlang nur mit Tabletten schlafen konnte. So hatte ich mich vor den PC gesetzt und mit einem unbekannten Schlaflosen nächtens "geplaudert".

Dann Love.at eingegrenzt, nicht viel besser. Bis ich "Dich" gelesen habe. Wohltuend interessant. Da habe ich reagieren müssen.
Sonst gibt's nur einen, dem ich auf seinen Text widersprechen mußte, der mir dann wiederum antwortete, sodaß sich eine Flachserei ergab. Wir haben uns getroffen, aber ich fürchte, er ist nur an sexual feelings interessiert. Eigentlich schade, wenn sich die Männer sofort darauf stürzen. Er tut auf rational ohne Emotionen, er ist schon ein bißchen in mich verliebt. Gestern hat er mich kurz besucht, und wir haben getratscht. Es wäre mir ein leichtes, ihm zu beweisen, daß es mit rationalem Denken nicht weit her ist. Aber es reizt mich nicht und wie gesagt, muß ich aufpassen, daß ich ihn nicht reize (körperlich).

Heute habe ich fast noch nichts gearbeitet, um Dir sofort zurückzuschreiben. Diese Zeit fehlt mir leider. Es ist doch zu dumm, muß mir eine Internet-Möglichkeit zuhause doch noch überlegen. Wäre noch die Frage offen, in welches Zuhause?
Servus bis später und IMMER an mich denken läßt mich nie einsam werden immer öfter wäre auch schon genug gewesen.

Für Dich alles Liebe heute

Tina

Sonntag, 20. Januar 2008

Tue, 4 Jan, 15:50 - 065

Liebe Tina,

1. Schade, daß aus den Silvesterbriefen nichts geworden ist. Was ist denn ungefähr drinnen gestanden? Wie war das Verschwinden möglich? Schreibst du nicht im Word? Wenn ja: wenn du bei Optionen „Sicherungskopie immer erstellen“ und bei „AutoWiederherstellen...“ zum Beispiel 2 oder 3 Minuten einstellst, kann das nicht passieren.

2. Es würde mich sehr freuen, weil mich dein Vertrauen dabei auszeichnet, wenn du mir ein „sinnliches Erlebnis“ von dir schicken würdest. Es interessiert mich daran, was „sinnlich“ für dich darstellt und bedeutet. Ich bin beruhigt, daß du im Moment nicht Gleichartiges von mir erwartest.

3. Ich habe nicht gemeint, daß DU mir weh tust, sondern die „unbestimmte Sehnsucht“. Es ist eben eine Sucht.

4. Danke für den Ansporn zum Näherkommen. Also ich werde jetzt deine Andeutungen bezüglich Arbeitsplatz und Adresse ganz ernst nehmen und mich auf die Suche machen, ich versprechs!

5. Du hast inzwischen von allen möglichen „Schwärzen“ (an Freitagen, an Samstagen...) geschrieben, ohne mir jedoch auch nur anzudeuten, worum es dabei ging. Ob ich dir Trost geben kann, weiß ich nicht. Aber oft genügt das Aussprechen bzw. Beschreiben, um sich selbst klarer zu werden. Um in der Metaphorik zu bleiben: Licht allein ist unrealistisch, es wirft mehr oder minder harte Schatten, was wiederum von den Gegenständen und der Tages- bzw. Nachtzeit abhängt. Du würdest mich sicherlich nicht „mit Schwärze zudecken“ (können), schon gar nicht auf diese (indirekte) Schreibweise!

Der Satz „Dazu habe ich zu viel erlebt“ hat bedeutet: Ich kann mit negativen Erlebnissen umgehen; es macht mir keine Angst, macht mich nicht hysterisch, weil ich genug Lebenserfahrung habe.

7. Ich finde es schade, daß das „Jäckchen“ nicht deinen Erwartungen entsprochen hat! Ich hatte mich schon für dich gefreut!

8. Ich habe vor den drei beschriebenen „Kontakten“ noch nie mit jemandem mir Unbekannten einen längeren Briefwechsel gehabt. (Stimmt nicht: während der Gymnasialzeit und auch später hatte ich englische Briefpartnerinnen.) Jedenfalls stammte die Idee nicht von mir, sondern von einer Verwandten, die im letzten Frühjahr einige Inserate in verschiedenen Zeitungen geschaltet hat. Sie hat auch die Kontaktbörsen im Internet für ihre privaten Interessen verwendet und mich damals gedrängt, ein Profil auszufüllen.

Was du über Eva schreibst, stimmt: „hausfrauenhaft“, wenn man will: „lehrerinnenhaft“, auch wenn’s ein Vorurteil ist. Anfangs war ich recht angetan, weil sie mir jeden Abend schrieb. Als sie dann bei mir selbstverständlichen Dingen immer mehr abblock-te, erschien mir das so unsinnig, daß ich keine Energie mehr investieren wollte.

Elisabeth hat von sich viel mehr preisgegeben, ohne einen Preis dafür zu fordern. Sie hat sich im vergangenen Sommer sicher für mich interessiert. Aber da war ich meist nicht da. Ich lasse mich auch nicht gern einteilen, wenn der Zweck so deutlich ist.

Was du bezüglich der Anonymität schreibst, trifft weder für Eva noch für Elisabeth zu. Beide haben mir schon beim zweiten oder dritten Mail ihren Namen mitgeteilt. Bald danach auch ihre Adressen. Ich habe von unterwegs manchmal dorthin geschrieben.

Welche Erfahrungen hast du mit Love-Partnern gemacht?

Alles Liebe aus der Trübe.

Ich denk – natürlich – IMMER an dich!

Alex

Sonntag, 6. Januar 2008

Tue, 3 Jan, 11:19 - 064

Lieber Alex!

Wieder nur am Unterbrechen!!! Aber, stell Dir vor, ich habe am 31. dreimal versucht Dir zu schreiben, habe schon ziemlich lange Antworten fertig gehabt, dann irgendwo im PC nachgeschaut und meine Antworten sind einfach verschwunden! Dummes GMX oder ich. Nach dem dritten Versuch habe ich aufgegeben. Daher erst heute und nicht in Ruhe.

Danke für Dein ausführliches Brieflein und Deine Zwischenbilanz. Hat gut getan. Intensiv vertraut und aufmerksam gefällt mir und auch, daß Du in fremden Betten an mich denkst.

Weiter geht "es", solange Du willst. Und einen Schritt weiter war so gemeint, daß ich Dir ein sinnliches Erlebnis von mir schreiben wollte, um Deine Meinung zu "hören".

Es wäre natürlich sehr verlockend gewesen wäre, mich an Deiner Schulter auszuweinen und Trost zu suchen, aber hättest Du ihn mir geben können? Dazu kenne ich Dich zuwenig gut, nur soviel, als daß Du Licht und Erleuchtung in den Vordergrund stellt.

Die Boutique war enttäuschend, auch das schicke Jäckchen entpuppte sich als schlecht geschnittenes Durchschnittsprodukt. In der Auslage sieht alles fabelhaft aus, aber im Geschäft leider nicht. Habe verzichtet und werde daher bald nackt herumlaufen müssen.

Auf Friedhöfen war ich seit dem Begräbnis meiner Tante und dem meines Onkels, der acht Monate nach ihr starb nicht mehr. Damit ist auch meine Kindheit endgültig begraben worden.

Zu Deinen Mail-Partnerinnen:

HEIDI: wäre mir schon aus dem Grund unsympathisch, weil sie Dir ja eigentlich nicht schreiben wollte. Zögerlich und unentschlossen?

EVA: Hast Du sie irgendwie bedrängt? Und als Lehrerin (redegewandt) hätte sie eine Begegnung zwischen euch so managen können, daß ihr beide was davon gehabt hättet. Hausfrauenhaft?

ELISABETH: Scheint mir ein bißchen emanzenhaft zu sein. Und egoistisch. Wenn sie sich wirklich für Dich interessiert hätte, hätte sie die Gelegenheit, Dich kennenzulernen, noch dazu in ihrem Rahmen, nicht entgehen lassen. Warst Du ihr nicht eindeutig genug?
Ich vermute, daß diese Frauen ihre Anonymität wahren wollten und ihre "Träume" nur am PC verwirklichen.


Und leider jetzt wieder Arbeitsstreß. Vielleicht komme ich nachmittags dazu, Dir weiterzuschreiben.

Bis dahin: Ich mag Dich sehr, auch für die Küsse!

Denk an mich!

Tina

Montag, 31. Dezember 2007

Liebe Leserinnen und Leser,

ich bin mit der "Bereitstellung" meines Briefwechsels - sehr im Rückstand, ich weiß. Es wäre lieb, wenn Sie ab ca. 10. Jänner mein Weblog und damit mich wieder besuchen würden.

Ich wünsche Ihnen einen guten Rutsch
(was übrigens nichts mit rutschen zu tun hat,
sondern mit dem jiddischen Roscheschune,
von Rosch ha-Schana, Anfang des Jahres)
und grüße Sie herzlich

Tina

Montag, 3. Dezember 2007

Fri, 30 Dec, 19:07 - 063

Liebe Tina,

ich habs wirklich gern, wenn du "unterbrichst", aber dann so etwas Langes herauskommt, wie gestern! Da fühl ich mich nah, das heißt so, als könnte ich dich beim Schreiben beobachten! (Vom besagten "Direktionsbesprechungsraum" aus, von dem ich aber noch immer nicht weiß, wie der Weg dorthin verläuft!!)

Heute waren meine "Schwiegereltern" mittags bei mir. Der "alte Herr" (mein liebster Ersatz-Vater! der ja eigentlich beinahe mein Großvater sein könnte) wird in einem halben Jahr 88! Hat leider noch immer seine Stimmbandentzündung, weshalb seine Stimme enuchenhaft klang, was ihm etwas peinlich war. Noch unangenehmer war es ihm allerdings, als er in seinem Schächtelchein keine Hörstöpsel entdeckte. Deshalb war unsere Unterhaltung etwas laut. Doch seine Frau stellte die verbindliche - näher sitzende - Verstärkerin dar.

Der "alte Herr" hat dann wieder ein bißchen Stimme bekommen, als wir über seine Lektüre sprachen (Neurobiologie zum Beispiel) und über die Artikel, die er noch immer schreibt. Er hatte leider auch Pech mit seinem neuen Notebook: vorher klappte es, ins Internet zu kommen; seit er es mit dem internen Modem des Notebooks versucht, klappt es nicht.

Deine Wohnung kann ich jetzt wie auf einem Fotos vor mir sehen!! Ich bin jetzt wieder hinter dir, deinem Blick, der meine Phantasie geschärft hat, hinterhergegangen.

Gestern Abend in einem der Betten, nicht fremden, jedoch auch noch immer nicht gewohnten, konnte ich nicht einschlafen und dachte ziemlich zwanghaft an deine Beschreibung und daran, was dein Schreibtalent eigentlich für dich bedeuten könnte. Ich kenne unter meinen "normalen" Bekannten niemanden, der/die das so könnte. Du bist da singulär!

Ich dachte auch daran, ein wenig Bilanz zu ziehen aus unserer für mich doch sehr ungewohnten - weil mir intensiv, vertraut, zugleich befremdend erscheinenden - Beziehung. Ich habe bisher nur mit drei Frauen per Internet korrespondiert.

Die erste, Anni, schrieb beim ersten Mal, sie wolle mir eigentlich gar nicht schreiben, sondern mir nur sagen, sie vermute hinter meinen Angaben über mich ein Fake. Sie arbeitete als Online-Redakteurin. Sie beriet mich bereitwillig bei Hard- und Softwarenproblemen, verriet nicht viel von sich, weder wo sie wohnte, noch wo sie arbeitete, schrieb mir aber schon beim zweiten Mal, sie habe herausgefunden, wie ich heiße, wo ich wohne, wie meine Telefonnummer laute usw. Mit der Zeit kam heraus, daß sie mit ihrer Arbeit sehr unzufrieden war und einen Großteil der restlichen Zeit mit Fahrten von und zum Arbeitsplatz verbrachte. Auf dem Ungleichgewicht an Wissen übereinander beharrte sie bis zu meiner Abreise nach Italien Mitte Juli.

Die zweite, Eva, war Volksschullehrerin und anfangs sehr interessiert, mich kennenzulernen. Sie schrieb mir sehr häufig. Ich empfand sie sehr gefühlsvoll, zugleich wieder mißtrauisch und sich selbst die Gelegenheiten nehmend. Ein Schritt vor, zwei zurück. Sie verbot mir nach kurzer Zeit Fragen bzw. beantwortete sie nicht mit dem Argument, sie spüre dabei eine psychische Sperre, die aber nicht mit mir zusammenhänge. Längere Briefe verwirrten sie, glaube ich. Sie wolle, schrieb sie, unterhalten werden, nicht mit Problemen belastet. Sie kündigte mehrmals an, mich "in der Hauptstadt" treffen zu wollen, doch jedes Mal verließ sie der Mut.

Die dritte, Tanja, charakterisierte sich so: "intelligent, charmant, lebendig, schlagfertig (aber nur mit Worten), leider manchmal spitzzüngig, tolerant, noch immer neugierig aufs Leben". Sie wollte aus dem "Teich der Wissenschaftsfrösche" ausbrechen, suchte wohl einen Begleiter während den Sommers, nicht unbedingt drängend, doch eindeutig. Sie schrieb mir sowohl von zu Hause als auch von ihrem Institut aus. Ich glaube, sie interessierte sich wirklich für mich. Sie schickte mir bald auch einige Fotos von sich. Während meines Auslandsaufenthalts verfaßte sie eine Art Tagebuch. Sie wollte mich während der Sommers mehrmals treffen. Daraus wurde nie etwas, weil ich entweder nicht da war oder sie zu beschäftigt. Sie bereitete einige Ausstellungen in den Bundesländern vor. Für sie stand eindeutig ihre Arbeit an erster Stelle. Weil diese im September wieder in den Vordergrund rückte, wurden ihre Briefe immer seltener. Als ich sie im Oktober auf der Rückfahrt von Tirol aufsuchen wollte, war sie auf einmal auf Dienstreise.

In deinem zweiten Briefchen hast du den schönen Satz geschrieben: "wir müssen für Dich eine Kuh in die Wohnung stellen" (du zitierst deine Oma). So etwas rührt und verbindet mich! Du hast viele Sätze geschrieben, die ich nicht erwartet habe und mich neugierig machten. Worauf? Zumindest darauf, daß "es" weitergeht. So dieses tägliche Hin und Her! Diese gegenseitige - sensible - Aufmerksamkeit (und auch Aufmerksamkeit auf Dinge, die sonst vielleicht nicht beachtet werden würden, nicht noch einmal bedacht)! Ich gerate manchmal in eine unbestimmte Sehnsucht, die ein bißchen weh tut, zugleich auch beruhigt. Es gefällt mir meist sehr, was du über dich (und auch deine T.) schreibst. Diese Zärtlichkeit, dein Stolz, deine genauen Augen, auch deine Ausdauer! In der Art, wie du schreibst, schließt du vieles ein, weniges aus. Du hast zwar "Schwärze" angedeutet, bist aber nicht darauf abgefahren, es vor mir auszubreiten. (Nicht daß ich mich "Schwärze" abhalten, verwirren oder verärgern würde. Dazu habe ich zu viel erlebt.) Es ist ein Spiel mit lebendigen Bedingungen, solchen also, die sich ändern können, wenn es sich aus dem Kontext von dir und mir ergibt. Ist das nicht so?

Daß du "Sinnlichkeit" nicht nur oberflächlich siehst, gefällt mir auch. Allerdings habe ich auch für die "Oberfläche" etwas übrig, zum Beispiel Kleidung und Kleidungkauf, wie du weißt.

Du schreibst: "Gehen wir einen kleinen Schritt weiter?..." Natürlich wäre ich "neugierig", weiß aber nicht, in welche Richtung du denkst bzw. was du dir da wirklich vorstellst. Außerdem gibt es bei mir eine Schamgrenze, die zumindest von zwei Faktoren bestimmt sind: daß ich dich nicht persönlich kenne (da wäre das ganz anders); und daß mich der Gedanke irritiert, daß ich nicht ausschließlich dir schreibe, sondern meistens oder gar immer eine Mitleserin haben könnte, nämlich deine T.

Liebste Grüße, KK, dem Anlaß entsprechend vielleicht sogar ohne Diminutivendung,
samt etwas vorgezogener Silvesterumarmung,
und entsprechend viele Wünsche für G, Helligkeiten, Erleuchtungen usw.

ALEX

Sonntag, 25. November 2007

Thu, 29 Dec, 14:55 - 062

Lieber Alex!

Muß mir die Zeit wieder abknappsen, kann aber nicht widerstehen, Dir auf Dein Brieflein zu antworten.

Das Gebäude, in dem ich arbeite, hat (glaube ich) 4 Stockwerke, ich bin im zweiten.

Meine Wohnung befindet sich nicht in der Sechshauserstraße, sondern in einem Haus in der Herklotzgasse. Sie ist ca. 55 m² groß. Ich stehe vor dem Haus, in dem ich wohne, gehe eine Treppe hinauf und öffne eine große Glastüre, betrete einen 08/15-Aufzug (meistens, nur runter laufe ich) und steige im zweiten Stock aus, gehe bis ans Ende des Ganges, auf dem sich sechs Wohnungen (alles Kleinstwohnungen, meine ist eine der größten) befinden und schließe die letzte Türe auf.

Links von meiner Eingangstüre gehört in Ermangelung eines richtigen Kellers ein kleines Abstellkammerl (ca. 3 m²) dazu. Zuerst fällt mein Blick ins Badezimmer, denn ich lasse alle Türen meiner Wohnung offen stehen. Einziger Luxus darin sind zwei breite kleinere Fenster.

Das Vorzimmer ist relativ groß und gleich rechts von der Türe befindet sich ein Wandschrank; dient als Garderobe, Putzmittel-, Schuh-, Krimskramssachen-Beherberger und reicht bis zur Decke.

Danach gehts weiter, auf der linken Seite, also neben dem Badezimmer ein WC, dann eine kleine süße Kochnische. Rechts neben dem Wandschrank nach kurzem Schwenk eine begehbare bis oben hin angeräumte Garderobe.

Dann betrete ich schon den Wohn-Schlafbereich, an den noch ein Kabinett (das frühere Kinderzimmer) grenzt, in dem sich nur ein schmales Bett befindet, eine Schreibtischplatte (für den PC) und ein Riesenheizkörper. Das Interessante an diesem Raum sind die Fenster: inklusive Glastüre wird er von 3 großen und einem kleinen umrahmt.

Vor dem Wohnzimmer ist ein riesiger Blumentrog, in dem nichts außer Robustes wächst, weil ich im zweiten Stock zu wenig Licht wegen des Hinterhauses habe. Daher habe ich eine Kastanie gepflanzt, die ca. 1,5 m hoch ist, noch nie geblüht hat, aber Sichtschutz und "Grünes" darstellt. Ansonsten im Blumentrog ein paar verhungerte Grünhölzchen, die mehr oder minder schlecht dahinvegetieren und ein Wasserbaum, ebenfalls hoch und dekorativ, allerdings Kategorie Unkraut. Eine Ansammlung von zusammengetragenen Steinen kugelt im Trog herum. Früher habe ich Rosen gepflanzt, aber dadurch auch Läuse und Ameisen ernährt. Daher die Rosen gekillt und somit ungezieferfrei. Regenwürmer setze ich in meinem Blumentrog aus, denn sie sind zwar meine Freunde und haben ein besseres Schicksal verdient. Ich hoffe immer noch, daß sie meinen Pflanzen helfen können. In der Wohnung selbst gibt es keine Pflanzen oder Blumen. Es geht alles ein, weil ich ständig für einen Durchzug sorge und trockene Heizungsluft sowieso keine Pflanze aushält.

Die Einrichtung im Wohn-Schlafzimmer: rechts ein kleiner Eßtisch (Originalmöblierung, denn diese Wohneinheiten wurden alle möbliert weitergegeben) mit vier unbequemen Holzklappsesseln. Das Bild einer fetten schwarzen Katze dient als Warnung davor, zuviel zu essen.

Auf der rechten Wandseite neben dem Eßtisch ein neueres Regal für Bücher und Krimskrams, ein herrlicher Lehnsessel dazu und ein Glastischchen.

Vor der Schlaf-Sitzgarnitur noch ein Kästchen mit Geschirr, zwei Videorecordern und einem häßlichen kleinen Fernseher obenauf. Zum Fernsehen ist es ziemlich unbequem bei mir, weil man nicht auf der Garnitur sitzen kann und zusehen, sondern sich einen Fauteuil bzw. einen Holzklappsessel heranziehen muß. Einer hat immer das Nachsehen.

Gelbliche Strukturtapete, gelbgrauer Kunststoffbodenbelag, orangegelbe Türen, grauer Veloursteppich (hellgrau, man sieht jedes Schmutzteilchen). Grau/gelb: eine gute Farbkombination.

Die Küche hat nur einen winzigen zwei-Platten-E-Herd, keinen Geschirrspüler (Platzmangel), keine Mikrowelle (detto), einige weiße Kästchen, aber ein unnützes Bord, auf dem Sentimentales herumsteht.

Ich wohne gerne da, weil ich mitten in der Stadt bin und überall oft zu Fuß hinkomme. Viele Jahre waren wir zu dritt, momentan zu zweit. Es ist schön, soviel Nähe zu spüren und nicht die oder den anderen "suchen" zu müssen. Genau genug?

Noch zum Thema Land: ich habe Feldarbeiten geliebt und es immer sehr genossen, wenn ich bei meiner Tante (der Schwester meiner Mutter) war und mithelfen durfte. Ich kenne all diese Situationen sehr sehr gut. Die Grannen, die die Beine zerkratzt haben, der herrliche Staub beim Strohschupfen, etc. Am schönsten war es für mich, hinten auf dem Traktoranhänger zwischen den Erdäpfelsäcken zu sitzen und mitzufahren. Oder bei meinem Onkel vorne auf den Traktorkotflügeln (noch keine Sitze), wo man sich am Fahrersessel anhalten mußte. Heuernte, einfach himmlisch. Heiß, hungrig, durstig, Rückenschmerzen und dann das Gefühl, etwas geleistet zu haben. Die köstliche lang ersehnte Jause: dick geschnittenes hartes Brot, fettiger Speck, Wasser oder, wenn's hoch hergekommen ist, verdünnte Säfte. Kindheit!

Jetzt habe ich mich schreibmäßig ausgetobt und Dich damit ein bißchen unterhalten.

Gehen wir einen kleinen Schritt weiter? Zaghaft? Das Wenn-Spiel: wie Du mir, so ich Dir. Wenn Du mich etwas Erotisches von Dir lesen läßt, schicke ich Dir auch so ein Erlebnis von mir, zum Neuen Jahr. Neugierig?

Mit vielen Unterbrechungen, aber doch das meiste, das ich ausdrücken wollte, untergebracht.
Bussis
Tina

PS1: St.Marxer-Friedhof: Als Kind habe ich es geliebt, auf Friedhöfen zu sein.

Sonntag, 18. November 2007

Wed, 27 Dec, 22:50 – 061

Liebe Tina,

deine E-Mail-Folge hat mich sehr sehr erfreut! Der Nachmittag war dann keineswegs so grau (und trüb), wie vielleicht befürchtet!

Es war natürlich ein kleines Mißverständnis, einerseits (was die Direktheit betrifft, meine: ich bin auf eine gewisse Weise schüchtern, wie von klein auf gelernt, in Gefühlsausdrücken); andererseits auch nicht, denn bei aller Wechselhaftigkeit der Gefühle, könnte ich doch nicht ohne intensive Gefühle täglich an dich schreiben. Was ich auch noch im Lauf der Zeit gelernt habe, ist Vorsicht. Insofern ist dein Wort „herantastend“ auch für mich das passende.

Gestern Abend war ich bei einem Paar, das ich bei einer Vernissage zufällig wieder getroffen habe. Sie arbeitet als freiberufliche Journalistin, vor allem über Frauenthemen, und er an einem Institut im Bereiche Regionalwirtschaft. Im Sommer hat sie ein doppelbändiges Werk über die Frauen im Wiener Gemeinderat geschrieben.

Im Lauf des Abends kam auch die Rede auf Transsexuelle, weil ich vor einiger Zeit einen Mann kennengelernt habe, der Unterwäsche sammelt (gebrauchte) und an Frauen, die er gern hat, auch neue verschenkt (dabei jedoch nicht immer die richtige Größe errät). Oder auf Schutting, der sich operieren ließ und seither keine Brust, aber Bartwuchs hat. Es gab einaml in der Fotogalerie eine Ausstellung, bei der Bilder von Frau zu sehen war, die sich operieren ließ. Die Fotografin sagte, diese Frau sei als Mann jetzt sehr glücklich, sei jetzt Sheriff eines kleinen Orts. Man sah sie mit entblößter Männer(!)brust (darauf eine Adler-Tätowierung, da er unter den Vorfahren Cherokee hat) und auch beim Pinkeln. Das Thema war eigentlich das Männliche in der Frauenbrust bzw. die falsche "Seele" im falschen Körper.

Heute ein ansatzweise sonniger Morgen mit flachen dunklen Wolken vom Westen her, die sich jedoch aufbauen, das heißt: zusammenwachsen. Ich hoffe, es bleibt schön, Regen hätte ich gar nicht gern, da ich ja zu meinen jüngeren Geschwistern fahre. Ich wollte das schon so lange tun, um ein gewisses Gleichgewicht zwischen den hiesigen Verwandten und denen am Land herzustellen. Immer wurde es verschoben. Jetzt habe ich gesagt: noch in diesem Jahr, wohin kommen wir denn! Eigentlich freue ich mich darauf, denn besonders mein Schwager ist sehr gesprächig, auch ohne Schwips. Er ist unterhaltsam, auch witzig. Ein gerader Michl. Er ist im Dorf und in der Umgebung sehr verankert, kennt "Tausende" über die Heurigenwirtschaft und seine sonstigen Geschäfte und ist - so weit ich das beurteilen kann - sehr beliebt. Auch mein jüngerer Bruder ist eine sehr kommunikative Person, man kann auf seinem Hof auch während der Woche einkaufen.

Den St. Marxer Friedhof kenne ich von früher. Ich war ein Friedhofgänger bzw. bin es noch immer: an einem neuen Ort gehe ich meist bald auf den Friedhof, vor allem wegen der Namen und der Gräberformen. Ich würd gern wieder einmal dort hingehen, es ist schon lang her, als ich dort war. Ich erinnere mich an einen Abschnitt mit jüdischen Gräbern, ziemlich wüst.

Tina, zum Schluß einige kurze Fragen: Wie viele Stockwerke hat das Gebäude, in dem du arbeitest? Wie könnte ich vom Eingang zum Direktionsbesprechungsraum kommen? Hast du während der Woche fixe Arbeitsschlußzeiten? In welcher Höhe befindet sich deine Wohnung in der Neustiftgasse? Wie groß ist sie und was kannst du sonst noch über sie sagen?

Es wäre sehr schön, wenn ich heute wieder ein Brieflein von dir vorfände!

Viel G am Vormittag und auch sonst!

Herzlich
ALEX

Mittwoch, 7. November 2007

Wed, 27 Dec, 14:50 - 060

Heute zum dritten Mal lieber, lieber Alex!

Liebe mich nur! Man (ich) kann gar nicht genug geliebt werden! Kleine Mailflirts (= ein zögernder herantastender Ausdruck von Schüchternheit) sind kein Zustand, haben sehr wohl eine Eigendynamik!

Zu Deiner Definition von Glück und Unglück: ob mit Bewußtheit Glück schwindet? Ich koste es aus, dehne die Situation bis zur (bitteren) Neige. Im Moment zahle ich einen hohen Preis für mein Glück. Deshalb bin ich zerrissen, zerfleische mich selbst, und von mir bleibt nur mehr ein kitzekleines Fleckchen übrig. Ich sehe es im Winkel zusammengekauert sitzen und kann's nicht mehr hervorholen.

Obwohl das Glück jeden Preis wert ist - zahlt man nicht immer zu viel dafür? Andererseits lebe ich für diese Momente, Ewigkeiten. Schuhs Depressionstheorie stimme ich voll zu. Nur - wenn man so leicht in den Suchtzustand reinkommt und ihn "genießt", müßte es doch auch ein Leichtes sein, wieder hinauszuschweben? Ist es aber nicht. Weil Sucht! Gehört Schuh zu den Glücklosen?

Bleib im Warmen drinnen, wenn's draußen grau ist, oder suche die Stimmung, z. B. am St. Marxer Friedhof. Diese alten Gräber passen herrlich in den Nebel, weil Engel anklagend ihre steinernen Münder zum stillen Schrei aufreissen. Übrigens ist nicht nur Mozarts Grab dort, sondern auch das des Mannes auf dem "Zwanziger". Habe ich durch Zufall entdeckt.

Ich drücke und umarme Dich, ein zartes Streicheln und ein flüchtiges Küßchen
Tina

PS1: Ich trage schon seit Jahrzehnten keine Uhr mehr. Schon meine (sehr geliebte) Oma hat mich gelehrt, die Zeit nach dem Stand der Sonne bzw. Tageszeit abzulesen. Nachdem ich sowieso nie wußte, auf welchem Handgelenk mich die Armbanduhr nicht stören würde (weil ich umerzogene Linkshänderin bin, was ganz praktisch ist, gearbeitet wird links, derweil die Rechte frei für etwas anderes), habe ich irgendwann als junges Mädchen ich aufgehört, eine zu tragen. Wahrscheinlich war sie kaputt und eine neue wäre zu teuer gewesen.

PS2: Schuh habe ich erst "kennengelernt", als einen Artikel im STANDARD über ihn gelesen habe.

PS3: Da fällt mir ein: Ist Dir Freitag Rathaus recht, um die CP zurückzubekommen?

Freitag, 26. Oktober 2007

Wed, 27 Dec, 13:58 - 059

Liebe Tina,

weil in vielen Brieflein ein G-Wunsch vorkommt, habe ich jetzt den Aufsatz "Postskriptum über das Glück und Unglück" in dem Buch "Schreibkräfte" von Franz Schuh gelesen (ein vorgezogenes Weihnachtsgeschenk). Der hat mich erheitert, weil er unter anderem von der "Transsubstantiation des Schmerzes in eine dunkle Freude" spricht; "und am Ende kann auch die Depression wie eine Sucht wirken, aus der es keine Befreiung gibt, weil eben der Schmerz, den man erleidet, mit dem allzumenschlichen Wunsch, ihn loszusein, ganz und gar verschmolzen ist". Es gebe sichtlich kein "Jenseits der Zu- und Wechselfälle von Glück und Unglück". Es gehe eigentlich immer nur ums "Glück im Unglück".

Ich für meinen Teil vermeide es gern festzustellen, ob ich mich im Glück oder im Unglück befinde. Das Unglück macht sich von selbst bemerkbar; und das Glück ist ein Zustand, der mit der Bewußtheit verschwindet. Fühle ich mich glücklich (glückselig), frage ich nicht danach. Stelle ich die Frage, bin ich schon draußen.

Einander Glück(smomente) zu wünschen (wie wir es tun), ist schön und richtig. Das Glück zu suchen und dann auch noch das Bedürfnis zu haben, darin BEWUSST zu verweilen, scheint ein Widerspruch zu sein. Was denkst du?

Danke für das kleine Mädchen-Portät. Also T&H, so heißt diese sichtlich unzertrennliche Erfolgsfrauen-Firma! Funktioniert nach dem gegenseitigen G&N-Prinzip, sodaß niemand zu kurz zu kommen scheint.

Schöner grauer Nachmittag, ich liebe dich! (Warum eigentlich nicht?)

Herzlich
ALEX

PS: Ist "kleine Mailflirts" ein Zustand? Oder hat das für dich auch eine Dynamik?
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